Wer kennt das nicht: Eigentlich sollte es ein eleganter Kopfsprung werden – und am Ende wird es ein ordentlicher Bauchplatscher.

Manchmal braucht es genau so einen Platsch, damit es „Tschampatsch“ macht – in meinem Fall:

Champatsch.

Fuorcla Champatsch.

Von meinem Bauchplatscher und den vielen Erkenntnissen habe ich im letzten Blogeintrag „Nichts geht mehr“ bereits erzählt.

Heute geht es darum, was danach kam: Was habe ich mit diesen Erkenntnissen angefangen? Denn Erkenntnisse allein bringen wenig, wenn man sie nicht nutzt, daraus lernt und sie in die Praxis überträgt.

Die rettende Empfehlung

Noch am Abend zuvor wurde uns von unserem Ausbilder eine Tour vorgegeben, und wir sollten sie in passende Abschnitte einteilen, in denen jeder eine Ausbildungseinheit durchführt. Sieben Leute – sieben Abschnitte.

Der erste Abschnitt begann genauso wie bei der missglückten Tour zuvor: Pedalieren zur Talstation, hoch mit der Gondel zur Bergstation – und wieder diese vermaledeite Rampe, die mir doch schon alles geraubt hatte, was ich in mir hatte.

Mein Ausbilder mit feinem Gespür kam auf mich zu und empfahl mir, den ersten Abschnitt zu übernehmen. Falls ich am nächsten Tag wieder so höhensensitiv sei wie heute, hätte ich zumindest noch die Chance, meine Ausbildungseinheit durchzuführen und vor der Prüfung nochmals zu üben. WOW! Was für eine umsichtig gegebene Empfehlung – genau das, was ich in diesem Moment brauchte.

Ich erzählte meiner Gruppe von diesem Vorschlag und fragte sie, ob es okay sei. Jeder stimmte sofort zu.

Erleichtert machte ich mich an die Vorbereitung meiner Session – doch erschöpft um 21 Uhr am Abend kostete das nochmals jede Menge geistige Kraft und Energie.

Der Tag beginnt mit Zweifeln

Am nächsten Tag klapperte unser Gastgeber bereits um halb sieben mit den Tellern vor meiner Zimmertür und bereitete das Frühstück vor. Ich war ohnehin seit 4 Uhr wach – das Geklapper fühlte sich fast wie ein erlösender Wecker an.

Die Nacht hatte ich mit wildem Gedankenkreisen verbracht:

„Was, wenn ich es wieder nicht schaffe?“

„Was, wenn ich erneut scheitere?“

Keine guten Voraussetzungen, um die Tagestour über die Fuorcla Champatsch zu meistern. Heute galt es also wieder zu kämpfen.

Beim Frühstück brachte ich kaum das köstliche Bircher-Müsli herunter, und schon nach wenigen Bissen machte sich eine leichte Übelkeit bemerkbar.

„Ojeeeeee.“

Energie musste also anders her: Heute würde ein Tag der vielen kleinen Snacks werden. Ach, wie passend – schließlich lautete mein Ausbildungsthema heute: „Kleidung und Proviant auf Tour“. 🙂

Die Einheit lief super, und danach hieß es: aufsteigen, in die Pedale treten und los. Diesmal strahlte der Himmel in wunderbar blau, die Sonne schien – nicht nur auf uns, sondern auch direkt ins Herz. Die Stimmung in der Gruppe war entsprechend heiter.

Raufgeschoben ist nicht aufgehoben

Fast forward – an der Bergstation angekommen, mit einer Banane im Bauch, die ich noch in der Gondel verzehrt hatte, schloss ich meine Einheit mit der Gruppe hier ab und übergab an den nächsten Coach für seine Ausbildungseinheit. Ich fragte ihn und danach auch die Gruppe, ob es okay sei, den Anstieg sofort schiebend anzugehen, während sie mit der Einführung begannen. Mein Gedankengang dabei war:

„Ich kann die Tour langsam und kräfteschonend angehen.“

„Lieber lasse ich mich von der Gruppe einholen, als dass sie mir davonfährt. Das fühlt sich nach weniger Druck an.“

Alle willigten erneut ein, und erleichtert schob ich los. Ich achtete auf lange, tiefe Atemzüge, machte immer wieder kurze Pausen, wenn mein Puls Gefahr lief, zu hoch zu werden, und konnte tatsächlich am langen flachen Stück rasten, bevor die Gruppe mich einholte.

Die Teilnehmer rollen ein
Die ersten Gruppenmitglieder rollen ein

Von Rast zu Ratsch

Beim Schieben hatte ich meine Sattelstütze noch eingefahren. Für die Weiterfahrt wollte ich sie wieder hochfahren – RATSCH! Das darf doch jetzt nicht wahr sein! Der Seilzug der Sattelstütze war direkt am Hebel gerissen. Weiterfahren? Unmöglich.

„Bitte nicht – nicht schon wieder ich!“

Doch, schon wieder ich – oder besser gesagt: dieses Mal mein Bike. Immerhin ergab sich daraus eine willkommene Coaching-Session für Gruppendynamik, geleitet vom Abschnitts-Coach:

Wie arbeitet die Gruppe zusammen?
Wie lösen sie das Problem?
Läuft es auf einen Tourabbruch hinaus, oder finden sie eine Lösung?

Yes, we can! Tatsächlich war der Seilzug nach nur 15 Minuten gewechselt – und mein Bike wieder einsatzfähig.

Gemeinsam wurde der Seilzug der Sattelstütze repariert

Hoch zum Pass

Wenn es flach oder nur leicht bergauf ging, konnte ich fahren. Wurde es steiler, entschied ich mich zu schieben, um meine Kräfte zu sparen. Langsam, aber sicher ging es Schritt für Schritt hoch zum Pass Fuorcla Champatsch.

Für jeden Höhenmeter, den ich weiter nach oben kam, war ich dankbar. Irgendwann hatte ich das Gefühl: Ich werde es schaffen. Immer wieder wartete jemand aus der Gruppe auf mich, damit ich mich nicht alleine hochkämpfen musste – mentale Unterstützung pur.

Biss in den technischen Passagen

An extrem steilen und technisch anspruchsvollen Passagen – über Steine, kleine Absätze nach oben und enge Kurven – kämpften einige aus der Gruppe und versuchten, so weit wie möglich hochzutreten und den Berg zu bezwingen. Ich sah bei ihnen richtig viel Biss – genauso, wie ich ihn normalerweise auch habe. Doch heute musste ich mir eingestehen, kleinere Brötchen zu backen.

Wobei: Eigentlich hatte ich doch auch immer noch Biss! Denn um bis zum Pass zu kommen, braucht es ihn unbedingt – auch wenn mein Weg heute mehr über Schieben als über Pedalieren führte.

Solche Passagen kosten nicht nur Kraft in den Oberschenkeln, sondern auch viel Balance. Deshalb kam die Gruppe immer wieder zusammen, um zu rasten. Manchmal schob ich ein Stück voraus, wurde in meinen kurzen Pausen eingeholt und feuerte die anderen an wenn sie an mir vorbei fuhren. Das machte mir Spaß, und ich konnte neidlos die Leistung der anderen anerkennen.

Endlich oben angekommen

Natürlich kam ich als Letzte oben am Pass an – und ja, ein bisschen habe ich mich darüber geärgert. Doch mit dem letzten Schritt hoch zum Wegweiser spürte ich mehr die Erleichterung, das Glück und den Stolz. Stolz darauf, dass ich durchgehalten, mich durchgebissen und es trotz aller Zweifel ab 4 Uhr früh bis ganz nach oben geschafft hatte.

Geschafft!!! Ich bin endlich oben am Pass1

Natürlich ging die Tour noch weiter, und es passierte noch einiges, bis wir wieder an der Unterkunft ankamen. Im heutigen Blog lege ich meinen Fokus jedoch auf den steinigen Aufstieg – der war ja schon erkenntnisreich genug. 🙂

Die Erkenntnisse

Kommen wir nun zu den heutigen Erkenntnissen:

  • Wenn alle zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen, kann es jeder schaffen. Coaching2 kann genau dabei helfen.
  • Neidlos die Leistung anderer anzuerkennen, auch wenn man selbst keinen guten Tag hat, trägt dazu bei, in guter Stimmung zu bleiben.
  • Ich bin gar nicht sooo schlecht, wie mein Kopf mir am Tag zuvor einreden wollte. 😉 Glaube nicht alles, was Du denkst.
  • Das feine Gespür meines Ausbilders hat mir gezeigt, wie wertvoll eine umsichtig gegebene Empfehlung im richtigen Moment sein kann. Und auch das ist Coaching.

Das war’s also: von PLATSCH über RATSCH zum CHAMPATSCH.

So kann ein weiterer Tag voller Höhen und Tiefen aussehen.

Mein Angebot

Manchmal liegt die größte Herausforderung nicht im Berg vor uns, sondern im Kopf. Neidlos die Leistung anderer anzuerkennen, auch wenn man selbst keinen guten Tag hat, kann helfen, die eigene Stimmung zu bewahren. Und genauso wichtig ist es, den eigenen Gedanken nicht immer blind zu glauben: „Ich bin gar nicht sooo schlecht, wie mein Kopf mir am Tag zuvor einreden wollte.“

Genau hier setzt mein Coaching an:
Ich unterstütze Dich dabei, Deine Gedanken klarer zu sehen, innere Blockaden zu lösen und Deine eigenen Stärken (wieder) zu erkennen. So kannst Du nicht nur Herausforderungen meistern, sondern auch mit mehr Leichtigkeit, Selbstvertrauen und Freude Deinen ganz persönlichen Weg gehen.

Wenn Du neugierig bist, wie Coaching Dich dabei unterstützen kann, lade ich Dich herzlich zu einem unverbindlichen Kennenlerngespräch ein. Melde Dich über Kontakt.

Und wenn Du keinen Selbstversuch mehr verpassen willst, dann abonniere sehr gerne meine Kaninchenpost unter Kaninchenpost abonnieren.

Kennst Du jemanden, den/die mein Blog auch inspirieren könnte, dann leite diesen doch gerne weiter. Und wenn er Dich inspiriert hat, dann hinterlasse mir gerne unten einen Kommentar. Ich freue mich sehr darüber.

  1. Ich zeige übrigens hier auf den Aufkleber meiner Stuttgarter Mountainbikegruppe Kesselradler im DAV Schwaben. Hier bin ich seit 2016 aktiv und seit 2019 auch zertifizierte Fahrtechniktrainerin und Guide (Trainer C) ehrenamtlich engangiert. Frauenförderung liegt mir dabei besonders am Herzen. ↩︎
  2. Mit „Coaching“ beziehe ich mich auf die Ausbildungseinheit des Vortages, in der die Gruppe das Thema „Gruppe zusammenhalten“ erarbeitet hatte (nachzulesen im Blogeintrag Nichts geht mehr). Damals lief nicht alles rund. Auch wenn die Gruppe es am heutigen Tag nicht offen thematisierte, war das Erlebnis so prägend, dass ihr Unterbewusstsein offenbar dafür sorgte, nun besonders darauf zu achten. ↩︎


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